Mit dem Rennrad von Götzing nach Rügen

Mit der Ostseeinsel Rügen wurde den traditionellen 1000-km-Mehrtagestouren des RSC ein weiteres „Highlight“ hinzugefügt. Musste bei den vergangenen Touren nach Rom, Paris oder Hamburg oft gegen Wind und Wetter gekämpft werden, stand diesmal ein neuer Gegner im Vordergrund: Kopfsteinpflaster in allen Variationen, das gerade in seiner, in den neuen Bundesländern verbreiteten groben Form nicht gerade als Freund schmaler Rennradreifen zu bezeichnen ist.

Pflasterweg

Bei besten Wetteraussichten ging es am Samstagmorgen zunächst nach Burghausen und Pfarrkirchen. Nach Überquerung der Donau bei Osterhofen wurde in Hengersberg eine ausgiebige Mittagspause eingelegt, um für die hügeligen Herausforderungen des Bayerischen Waldes gerüstet zu sein. Temperaturen weit jenseits der Dreißig-Grad-Marke begleiteten die neun Radsportler über Berg und Tal über Zwiesel und Bayerisch Eisenstein nach Tschechien, wo im Böhmerwald das erste Quartier bezogen wurde.

Der nächste Tag begann mit einer herrlichen Abfahrt durch bewaldetes Gebiet. Auf verkehrsarmen Straßen wurden die Städte Klattau und Pilsen weiträumig umfahren. Viele kleine Anstiege summierten sich bei brütender Hitze schließlich auf 2300 Höhenmeter, ehe das Tagesziel Chomutov am Fuße des Erzgebirges erreicht wurde. Fernab vom Tourismus genossen die Radler dort ergiebig tschechische Küche und Bier zu Preisen, die hierzulande bestenfalls noch in Geschichtsbüchern erwähnt werden.

Die dritte Etappe begann mit einem langen, moderaten Anstieg durch schattige Wälder und führte dann am Kamm des Erzgebirges entlang bei Deutschgeorgenthal über die Staatsgrenze ins Bundesland Sachsen. Einer der schönsten Abschnitte der Tour, der auf flacher, ruhiger Straße entlang der Freiberger Mulde seine Fortsetzung fand. Ab Freiberg wurden die Straßen wieder belebter und die letzten Hügel überwunden, bis bei Meißen die Elbe erreicht wurde und die Zeichen endgültig auf „Flachland“ standen. Nach ausgiebiger Mittagspause in der fein herausgeputzten Porzellanstadt führte die Route zuerst an der Elbe entlang und dann ostwärts zum Etappenziel Elsterwerda im Bundesland Berlin-Brandenburg.

Auf weiterhin flacher Piste rollten die RSC-ler zunächst an der Schwarzen Elster entlang nach Norden, um dann in rasanter Windschattenfahrt direkt Kurs auf Berlin zu nehmen. Etwa vierzig Kilometer Stadtgebiet zwischen Mahlow und Wilhelmsruh mussten auf möglichst verkehrsarmen Straßen durchquert werden. Unterstützt von zwei Navis ging es im südlichen Teil noch recht flott voran, ehe die Fahrt immer wieder durch Abschnitte mit mehr oder weniger grobem Kopfsteinpflaster gebremst wurde. Richtig ungemütlich wurde es schließlich nördlich der Spree, so dass man froh war, als es nach Erreichen des nördlichen Stadtrands auf glattem Asphalt wieder zügig voran ging. Über Schildow und Mühlenbeck wurde am späten Nachmittag die Unterkunft in Wandlitz am gleichnamigen See erreicht.

Burg_StargardDas Radteam in Position vor der Burg Stargard

Der fünfte Tag begann mit zügiger Fahrt durch die Uckermärkische und Feldberger Seenlandschaft, die nur durch die Unebenheiten des Asphalts gebremst wurde. Die Art der Wölbungen ließ jeweils erahnen, ob nun Pflaster- oder Plattenwege mit einer dünnen Teerschicht überdeckt worden waren. Doch dies konnte den Genuss der wunderbaren Landschaft kaum schmälern. Für die Mittagspause wurde Burg Stargard gewählt und gestärkt durch landestypische Kost und das eine oder andere Schwarzbier ging es am Nachmittag über Neubrandenburg, Altentreptow und Jarmen zum letzten Quartier in der Universitäts- und Hansestadt Greifswald, von wo aus am nächsten Morgen auf einer gemütlichen Tour die Insel Rügen erkundet werden sollte.

GreifswaldFast geschafft!

Doch schon im nächsten Ort erforderte eine Baustelle die Änderung der Route in Richtung Bundesstraße, die allerdings nicht gefahrlos befahrbar war. Die einzige Alternative bot eine parallel dazu verlaufende Pflasterstraße auf einer Länge von etwa vierzehn Kilometern. Kräftig durchgeschüttelt wurde schließlich die Fähre in Stahlbrode bestiegen und nach kurzer Überfahrt und zehn Straßenkilometern die Stadt Garz erreicht. Ein letzter Kampf mit der gröbsten Sorte von Kopfsteinpflaster wurde dann nach insgesamt 1000 Kilometern und 8000 Höhenmetern mit der Ankunft im Ostseebad Binz belohnt.

Seebad-Binz

Zwei platte Reifen, zwei Stürze der leichteren Art, eine großartige Vielfalt von Landschaften und Kulturen sowie eine Menge unvergesslicher Eindrücke waren Teil der Bilanz einer Tour, die von Erwin Heger akribisch vorbereitet und geleitet wurde. Eine große Leistung vollbrachte nicht zuletzt auch Ludwig Stöckl im Begleitfahrzeug. Er sorgte für Getränke und die Kalorienspender zwischendurch, bewahrte auch in kritischen Situationen Ruhe und ließ sich trotz verzweifelter Versuche der Radler auf Dauer nicht abschütteln.

 

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